FRANZ PESCHKE

ÖKONOMIE, MORD UND PLANWIRTSCHAFT - DIE HEIL- UND PFLEGEANSTALT WIESLOCH IM DRITTEN REICH

Dr. Franz Peschke hat in einem Buch mit zahlreichen, ausführlichen Quellenverweisen die NS-Zeit der Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch (dem heutigen PZN) beschrieben. Der Arzt Dr. Franz Peschke war einige Jahre am PZN als Assistenzarzt tätig und hat sich bereits 1985 im Rahmen seiner Dissertation „Ausländische Patienten in Wiesloch“ mit dem dunklen Kapitel der Heil- und Pflegeanstalt in der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt.
Bei einem Treffen mit der Geschäftsleitung des PZN dankte diese Dr. Franz Peschke für die intensive langjährige Recherche, die hilft, Licht in das Unrecht der damaligen Zeit zu bringen und für die dem PZN überlassenen Exemplare des Buches. Der Dank gebührt auch den ehemaligen PZN Direktoren Dr. Hans-Dieter Middelhoff und Dr. Hans Gebhardt sowie Dr. Frank Janzowski.

Franz Peschke:
Ökonomie, Mord und Planwirtschaft
Die Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch im Dritten Reich
Aspekte der Medizinphilosophie, Band 10
2012; 797 Seiten
ISBN 978-3-89733-259-1

Franz Peschke beschreibt in seinem Buch die Geschichte der Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch im Dritten Reich im Zeitraum von 1932/1933 bis 1950.
Vor allem in der Zeit bis zum Beginn des 2. Weltkriegs spielten die Auswirkungen des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses auch in der Anstalt Wiesloch eine große Rolle. Nach einer chaotischen Anfangsphase arbeitete Wiesloch mit den neu eingerichteten Gesundheitsämtern und Erbgerichten eng zusammen und hielt sich an die gesetzlichen Vorgaben. Sterilisierungen fanden bis 1944 statt. In Wiesloch wurde bei Beginn des 3. Reiches eine eigene erbbiologische Abteilung unter Dr. Schiffmann eingerichtet und 1939 unter Dr. Overhamm erneuert. Der Schriftwechsel dieser Abteilung, wie er sich in den Sippentafeln spiegelt, wird hier ausführlich rezitiert.
Mit Beginn des 2. Weltkrieges treten die Sterilisierungen zurück. An ihre Stelle treten Verschubungen von Patient*innen, die als „planwirtschaftliche Maßnahmen“ geführt wurden und die der „Euthanasie“, also der Ermordung der Patient*innen dienten. Der Autor schildert das Schicksal der Sicherungsverwahrten, der Juden, der Ost-, und Zwangsarbeiter, der Kinder, aber auch die Geschichte der sogenannten Forschungsabteilung Wiesloch und der zur Euthanasie verlegten Patient*innen.
Das Kriegsende, die Rückgewinnung von Gebäuden für die Anstalt, die rückgekehrten Patient*innen, die z. B. nach Stephansfeld oder Hadamar verschubt worden waren, und die Wiedergutmachungsleistungen an in Wiesloch sterilisierten Patient*innen werden abschließend thematisiert.

WEITERE VERÖFFENTLICHUNGEN VON DR. PESCHKE

Dr. Franz Peschke hat als Erster über die sog. Iro-Patient*innen geschrieben. Seine medizinische Dissertation wurde von der Universität Heidelberg angenommen und lautet "Ausländische Patienten in Wiesloch 1939 – 1982 : Schicksal und Geschichte der "displaced persons" und "heimatlosen Ausländer" in der Heil- und Pflegeanstalt, dem Mental Hospital und dem Psychiatrischen Landeskrankenhaus Wiesloch". Er schrieb sie 1984.
Sie wurde 2005 in einer Neufasssung im Matthiesen-Verlag Husum unter dem Titel "Ausländische Patienten in Wiesloch : Schicksal und Geschichte der Zwangsarbeiter, Ostarbeiter, "Displaced Persons" und " Heimatlosen Ausländer" in der Heil- und Pflegeanstalt, dem Mental Hospital, dem Psychiatrischen Landeskrankenhaus Wiesloch und dem Psychiatrischen Zentrum Nordbaden" aufgelegt.