Luftaufnahme vom Psychiatrischen Zentrum Nordbaden

Miteinander statt gegeneinander

4. Wieslocher Recovery-Kongress setzt Zeichen gegen Zwang und Gewalt.

Auch wenn die moderne Psychiatrie auf Selbstbestimmung, Freiwilligkeit und Teilhabe setzt, lässt sich der Einsatz von Zwangsmaßnahmen in manchen Situationen bislang nicht vollständig vermeiden. Sie kommen dann zum Einsatz, wenn Menschen sich selbst oder andere ernsthaft gefährden und alle alternativen Deeskalationsstrategien ausgeschöpft sind. Solche Situationen stellen sowohl für die Betroffenen als auch für die Behandelnden eine große Belastung dar. Umso wichtiger ist es, Wege zu finden, Zwang zu reduzieren, Gewalt vorzubeugen und respektvolle Formen der Begleitung in Krisen zu stärken. Ein Ziel, dem sich auch der diesjährige Wieslocher Recovery-Kongress verschrieben hat.

Am 1. und 2. Oktober 2025 fand dieser bereits zum vierten Mal statt, dieses Mal unter dem Motto „Miteinander statt gegeneinander – gemeinsam gegen Zwang und Gewalt“. Rund 110 Teilnehmende, darunter zahlreiche Expertinnen und Experten aus der Praxis, nutzten die zweitägige Veranstaltung, um ihre Perspektiven einzubringen und über Wege einer gewaltfreien psychiatrischen Versorgung zu diskutieren.

In seiner Eröffnungsrede machte Pflegedirektor Walter Reiß deutlich, dass Recovery heute weit mehr ist als nur ein theoretisches Konzept. Es gehe darum, Menschen in schwierigen Lebensphasen zu stärken und ihnen neue Zugänge zu Selbstwirksamkeit, Würde und Teilhabe zu eröffnen. Reiß betonte, wie wichtig ein gemeinsames Ziel sei: „andere zu beteiligen, zu inspirieren und gemeinsame Wege zu finden, wie wir Recovery in Alltag und Praxis lebendig machen.“

In zahlreichen Vorträgen und Workshops wurden praxisnahe Ansätze vorgestellt, die darauf abzielen, Zwang zu vermeiden und respektvolle Formen des Umgangs mit Menschen in Krisensituationen zu fördern. Der Kongress machte deutlich: Recovery ist kein Zustand, sondern ein gemeinsamer Prozess, der vom Miteinander lebt.

Das Psychiatrische Zentrum Nordbaden Wiesloch wurde damit zu einem Ort des Austauschs, der Inspiration und des Aufbruchs, hin zu einer psychiatrischen Versorgung, in der Beziehung, Vertrauen und Menschlichkeit im Mittelpunkt stehen.

InVISIBLE – unSICHTBAR: Ein Fotoprojekt, das berührt

Ein besonderes Highlight des Kongresses war das Fotoprojekt „inVISIBLE – unSICHTBAR“. In Zusammenarbeit mit Betroffenen und Peers entstanden eindrucksvolle Motive, die das oft unsichtbare Leid hinter psychischen Erkrankungen zum Ausdruck bringen. Sichtbar werden dadurch Themen, wie Schmerz, Überleben, Würde und Hoffnung.